Eines dieser Paare, das diese außergewöhnliche Erfahrung am eigenen Leib erfährt, sind zum Beispiel Lina und Jonas* aus Durlach. Die Namen wurden auf Wunsch des Paares geändert.
Beide sind Anfang 30 und werden zum zweiten Mal Eltern. Das erste Kind kam kurz vor dem Corona-Jahr, im April 2019 zur Welt. Kind Nummer zwei soll im Sommer 2021 folgen. Aber wie ist es denn, so mitten innerhalb der Corona-Pandemie ein Kind zu erwarten?
"Es kann viel passieren, bis das Baby da ist"
"Es war nicht unbedingt geplant, aber wir finden nicht, dass das Timing schlecht ist", sagt Jonas im Gespräch mit ka-news.de, "das erste Kind und die Umstellung waren schon so einnehmend, dass wir es inzwischen sogar ganz gut finden, wenn keine Pause von mehreren Jahren dazwischen liegt. So müssen wir uns nicht nochmal umstellen."
Auch seine Freundin Lina sieht dem Familienzuwachs zu Corona-Zeiten entspannt entgegen. Das hat folgende Gründe: Zum einen wurde die Impfberechtigung entsprechend geändert, zum anderen eben weil es sich bereits um das zweite Kind handelt. "Wir wollen uns da jetzt nicht verrückt machen, wir wissen ja wie der Hase läuft", ergänzt sie.

Dennoch bleibt bei den beiden eine gewisse Grundskepsis bestehen. "Es ist alles so unvorhersehbar, da kann noch viel passieren bis das Baby da ist", so das Paar gegenüber ka-news.de. Auch in ihrem Freundeskreis werde viel über das Thema "schwanger zu Corona-Zeiten" gesprochen - Unsicherheit würde auch hier mitschwingen.
"Einige von unseren Freunden werden zum ersten Mal Eltern, da ist das nochmal was anderes. Aber wir haben davon gehört, dass die Männer nicht zum Ultraschall oder zur Geburt mit in den Kreißsaal dürfen. Mir persönlich macht der Gedanke auch Angst, bei der Geburt allein sein zu müssen", erzählt Lina.
Männer dürfen bei der Geburt dabei sein
Dass dem jedoch nicht so ist kann die Karlsruher Hebamme Barbara Wagner bestätigen. Sie hat seit Anbeginn der Pandemie viele Geburten begleitet und kann den werdenden Müttern ein Stück weit die Angst nehmen. Der Grund: Die Männer dürfen mit in den Kreißsaal - allerdings erst, wenn das Baby auch tatsächlich kommt.
Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass sich der Partner bei längeren Geburtsvorgängen nicht kontinuierlich im Kreißsaal aufhalten darf. Ist es dann aber soweit, darf der werdende Vater auch bleiben bis das Baby auf der Welt ist oder auf die Station kommt.
"Wir befassen uns seit einem Jahr damit, wie wir Geburtshilfe relativ unproblematisch gestalten können", so die Hebamme im Gespräch mit ka-news.de. "Das hat die Krankenhäuser logistisch an ihre Grenzen gebracht. Inzwischen ist da aber mehr Routine drin."

Tatsächlich kommen diese Ängste der Frauen aber nicht von ungefähr, wie Wagner weiß. So habe es im vergangenen Jahr einen kurzen Zeitraum gegeben, in dem der Partner oder eine andere Begleitperson bei der Geburt nicht dabei sein durfte.
"Dieser Zeitraum war aber sehr kurz und betrug höchstens vier Wochen", führt Wagner weiter aus. "Inzwischen wurden die entsprechenden Rahmenbedingungen und Vorkehrungen in den Krankenhäusern geschaffen."

Dazu gehöre, dass die Schwangeren bei ihrer Einlieferung in die Klinik zunächst einen Test machen müssen. Ist die Frau positiv, wird die Aufnahme über einen anderen Bereich abgewickelt. Wer jetzt befürchtet, dass die Frau mitten in den Wehen einen Test machen muss, kann aber beruhigt sein.
"Die Mitarbeiter agieren aus der Situation heraus. Wenn die Frau bei der Einlieferung bereits soweit fortgeschritten ist, dass kein Test gemacht werden kann, dann wird er nachgeholt. Bei einer Reanimation wird ja auch nicht zuerst ein Test gemacht, da wird erst gehandelt und dann getestet."

Damit schneidet Wagner eine weitere Frage an, die viele Frauen vor der Geburt beschäftigt - die Frage nach dem Mund und Nasenschutz. Auch hier kann die Hebamme Entwarnung geben: "Niemand wird von einer gebärenden Frau verlangen, dass sie eine Maske tragen muss."
Nachfrage nach ambulanten Geburten steigt
Dennoch: Trotz Sicherheitsmaßnahmen sieht Wagner eine steigende Tendenz, dass Frauen planen, ambulant im Krankenhaus zu gebären. Das heißt, dass die Mutter mit dem Neugeborenen bereits drei bis sechs Stunden nach der Entbindung den Heimweg antritt. Grund hierfür ist aber weniger die Angst vor einer Infektion, sondern das erteilte Besucherverbot in den Kliniken.

"Die Mütter wollen natürlich schnellstmöglich nach Hause, um das Kind der Familie zu zeigen", erklärt Wagner gegenüber ka-news.de. In diesem Zusammenhang steige auch landesweit die Nachfrage nach Hausgeburten an. Aber dieser Wunsch kann häufig nicht erfüllt werden. "In ganz Karlsruhe bieten das nur drei meiner Kolleginnen an. Da können wir das Personal nicht einfach hochfahren", ergänzt die Expertin.

Den Eindruck, dass durch Corona auch die Geburten im Jahr 2020 zugenommen hätten, wie es zum Beispiel von der "Stuttgarter Zeitung" aufgegriffen wurde, kann die Hebamme weder für 2020 noch für 2021 bestätigen. "Es ist normal, dass wir zweitweise von Anfragen überschwemmt werden", sagt sie.
Haushaltsbesuche und Wochenbettambulanz finden statt
Trotzdem versichert die Expertin, dass schwangere Frauen in Pandemiezeiten nicht auf professionelle Hilfe verzichten müssen. So können Hebammen ihre Hausbesuche trotz Pandemie weiterhin durchführen. Es gelten jedoch die vorgeschriebenen Hygienekonzepte. Das heißt: Maske tragen und möglichst keinen Besuch empfangen.
"Wir versuchen natürlich weiterhin zu haushalten und unsere Wochenbettbetreuung anzubieten. Zur Not auch online", erklärt Wagner. Doch auch Frauen, die über keine eigene Hebamme verfügen, kann zu Corona-Zeiten geholfen werden. Denn: Die Karlsruher Wochenbettambulanz biete auch unter Pandemiebedingungen weiterhin Beratungen an.